Kinderurologie

Die Kinderurologie befasst sich mit Erkrankungen und Fehlbildungen der Harn- und Geschlechtsorgane bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Da sich der kindliche Körper deutlich vom Erwachsenen unterscheidet – sowohl anatomisch als auch funktionell – erfordert die kinderurologische Betreuung spezielle Fachkenntnisse, Einfühlungsvermögen und altersgerechte Behandlungsmethoden.

Häufige kinderurologische Krankheitsbilder

Phimose (Vorhautverengung):
Eine Verengung der Vorhaut ist bei kleinen Jungen zunächst normal, sollte sich aber mit der Zeit zurückbilden. Bleibt sie bestehen und verursacht Beschwerden wie Schmerzen oder Infektionen, kann eine Behandlung notwendig sein – konservativ mit Salben oder operativ durch Beschneidung.

Hodenhochstand:
Wenn ein oder beide Hoden nicht im Hodensack tastbar sind, spricht man von Hodenhochstand. Wird dies nicht rechtzeitig behandelt, kann es zu Fertilitätsstörungen oder einem erhöhten Krebsrisiko im Erwachsenenalter kommen. Eine frühzeitige operative Korrektur (idealerweise vor dem 1. Lebensjahr) ist daher wichtig.

Hypospadie:
Bei dieser angeborenen Fehlbildung mündet die Harnröhre nicht an der Spitze des Penis, sondern weiter unten. Je nach Ausprägung ist eine operative Korrektur notwendig, um das Wasserlassen und die spätere sexuelle Funktion sicherzustellen.

Bettnässen (Enuresis):
Nächtliches Einnässen ist bis etwa zum 5. Lebensjahr normal. Hält es länger an oder tritt nach trockenen Phasen erneut auf, sollte eine kinderurologische Abklärung erfolgen. Ursachen können sowohl psychisch als auch funktionell oder organisch sein.

Harnwegsinfekte bei Kindern:
Wiederkehrende Infektionen der Harnwege können auf anatomische Besonderheiten wie Reflux (Rückfluss von Urin in die Niere) oder eine unvollständige Blasenentleerung hinweisen. Eine frühzeitige Diagnostik mit Ultraschall und gegebenenfalls Röntgenuntersuchungen ist wichtig, um Nierenschäden zu vermeiden.

Diagnostik und Behandlung

Die Untersuchung in der Kinderurologie erfolgt kindgerecht und möglichst stressfrei. Typische Diagnoseverfahren sind:

  • Ultraschall der Nieren, Harnblase und Genitalien
  • Urinuntersuchungen auf Infektionen oder Fehlfunktionen
  • Uroflowmetrie zur Messung des Harnstrahls
  • MCU (Miktionszystourethrogramm) zur Darstellung des Harnflusses bei Refluxverdacht

Therapeutisch werden medikamentöse, verhaltenstherapeutische und operative Maßnahmen kombiniert – immer unter Berücksichtigung des Alters, der Entwicklung und des familiären Umfelds.

Elterninformation und Begleitung

Ein zentraler Bestandteil der Kinderurologie ist die umfassende Beratung der Eltern. Sie erhalten Informationen über das Krankheitsbild, die Prognose, den Behandlungsverlauf und mögliche Folgen. Auch die psychologische Unterstützung von Eltern und Kind spielt eine Rolle, besonders bei chronischen oder wiederkehrenden Problemen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

In vielen Fällen arbeitet die Kinderurologie eng mit anderen Fachrichtungen zusammen, etwa mit der Kinderchirurgie, der Kindernephrologie oder der Pädiatrie. So kann eine ganzheitliche und individuelle Versorgung gewährleistet werden – von der Geburt bis ins Jugendalter.

Kinderurologische Erkrankungen lassen sich heute dank moderner Diagnostik und schonender Behandlungsmethoden in den meisten Fällen gut und nachhaltig behandeln. Eine frühzeitige Erkennung und spezialisierte Betreuung schaffen beste Voraussetzungen für die gesunde Entwicklung des Kindes.